Anne Schmidt
"nominiert..." Vordemberge-Gildewart Stipendium 2022
museum für moderne kunst Sammlung Ludwig - mumok Wien
2. Juni bis 21. August 2022
Todesschiffchen, Weltzugang
2022 · Installation · Metal, Furnierholz, Acrylfarbe, Bleistift, Ölbeize · 300 × 300 × 240 cm
„In meinem Elend habe ich keine Heimat, weder bei Menschen noch bei Leichen, weder bei den Lebenden noch bei den Toten. „
- Antigone
Ein Gespenst sucht uns heim - das Gespenst der Arbeiterklasse. In Cynthia Cruz' Die Melancholie der Klasse: A Manifest for the Working Class ist es nicht der Kommunismus, sondern die Arbeiterklasse, die, nachdem sie durch ihre Verleugnung durch die Mittelschicht und ihren Ausschluss aus dem politischen Diskurs einen symbolischen Tod gestorben ist, Europa und die Welt heimsucht. „Obwohl wir (symbolisch) tot sind, können wir nicht begraben werden, denn wir sind noch lebendig.
Da der Ritus des Begräbnisses und damit der Prozess der Symbolisierung gestört ist, sucht die untote Arbeiterklasse die Lebenden als Eintreiber einer unbezahlten symbolischen Schuld auf. Als geisterhafte Figur bewegt sich die Arbeiterklasse, ähnlich wie Antigone, zwischen zwei Welten (dem Leben und dem Tod) und zwischen zwei Tode (dem symbolischen und dem realen). Antigone und die Arbeiterklasse stehen an einer Grenze, an der ihr Leben bereits verloren, aber noch nicht vorbei ist.
In Anne Schmidts multimedialer Installation Death Shuttle into the World ist es die zeitgenössische Kunst, die nach ihrem erklärten, symbolischen Tod als Geist ins Museum zurückkehrt und auf einen Preis wartet. Eine seltsame siebenköpfige untote Clique betritt das Museum als Theater und untersucht den Leichnam der zeitgenössischen Kunst. Die Holzfiguren erinnern an ein in China traditionell praktiziertes Ritual, bei dem Papierrepliken von Konsumgütern verbrannt und damit den Ahnen zur Besänftigung übergeben werden. Wird hier die Kunstkritik der zeitgenössischen Kunst geopfert, oder werden wir Zeuge ihrer Beerdigung und damit ihres endgültigen Todes?
Text von Sophia Rohwetter
Fotos: Klaus Pichler